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Pressemitteilungen

Unbezahl(t)bar: Frauen in der Landwirtschaft

21. September 2022

Forschungsprojekt beleuchtet die Lebenssituation von Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland / Abschlusskonferenz in Berlin

Gemeinsame Pressemitteilung mit der Georg-August-Universität Göttingen

Bäuerin, Landwirtin, mitarbeitende Familienangehörige, Landfrau – genauso vielfältig wie die Bezeichnungen sind auch die Positionen von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland. Über ihre Lebensentwürfe, Wünsche und Sorgen war bisher jedoch nur wenig bekannt. 

Ein Forschungsprojekt über die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben hat hier wichtige Einblicke geliefert. Gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und unterstützt vom Deutschen LandFrauenverband e. V. (dlv), haben Wissenschaftlerinnen des Braunschweiger Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft und des Lehrstuhls für Soziologie Ländlicher Räume der Universität Göttingen über drei Jahre lang Daten zusammengetragen und Landfrauen befragt. Am 22. September 2022 fand in Berlin die Abschlusskonferenz statt.

Die erste gesamtdeutsche Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft seit der Wiedervereinigung zeigt, wie bedeutend die Leistungen der Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben sind und welche unterschiedlichen Rollen sie dort bekleiden. Die Studie verdeutlicht auch, dass Gleichstellung aller Geschlechter auf den landwirtschaftlichen Betrieben noch nicht erreicht ist.

Statistiken belegen, dass nur 11 % der Betriebe von Frauen geleitet werden; bei der vorgesehenen Hofnachfolge liegt der Frauenanteil bei rund 18 %. Damit rangiert Deutschland im europäischen Vergleich auf einem der letzten Plätze. Die im Projekt durchgeführten Befragungen ergaben, dass es in der Landwirtschaft erhebliche Zugangsbarrieren für Frauen gibt; veraltete Geschlechterbilder und traditionelle Vererbungspraxen stellen noch immer strukturelle Hindernisse für Frauen dar. Die soziale Absicherung der Frauen fürs Alter oder im Falle von Scheidung, Trennung oder Tod der Betriebsleitung sind unsicher. Auch in der Gesundheitsvorsorge zeigen sich Schwachstellen.

Es gibt allerdings auch Anlass zu vorsichtiger Hoffnung. So zeigt sich etwa eine leichte Tendenz zu mehr weiblicher Hofnachfolge. Auch nimmt der Anteil von Frauen zu, die eigenständig landwirtschaftliche Betriebe gründen.

Janna Luisa Pieper vom Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume der Universität Göttingen sagt hierzu: „Damit mehr Frauen Höfe übernehmen und leiten, ist ein grundlegender Wandel der landwirtschaftlichen Traditionen erforderlich, gepaart mit mehr Aufklärungsarbeit an landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen. Wichtig dabei ist: Diese Aufklärungsarbeit sollte sich nicht nur an Frauen richten; eine geschlechtergerechte Landwirtschaft geht alle an.“ Und Zazie von Davier vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft ergänzt: „Frauen verstehen sich oft als (Mit-)Unternehmerin, auch wenn sie nicht rechtlich am Betrieb beteiligt sind. Für ihre vielfältigen Leistungen und Verantwortlichkeiten auf den landwirtschaftlichen Betrieben sollten sie eine gleichwertige und unabhängige Alterssicherung einfordern.“

Eine umfangreiche Fotodokumentation mit Porträts von 15 Frauen aus der Landwirtschaft, ausgewählte Studienergebnisse und journalistische Interviews mit Frauen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands sowie den gemeinsamen Policy Brief der Universität Göttingen und des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft gibt es auf der Projektseite: https://www.studie-frauen-landwirtschaft.de/

Bundesministerin Dr. Julia Klöckner besucht Workshop der Landfrauenstudie in Ingelheim

21.02.2020

Im Rahmen eines regionalen Workshops tauschten sich zwölf Frauen mit Bundesministerin Julia Klöckner über ihre spezifischen Herausforderungen auf den Höfen aus. Die Veranstaltung war Teil der aktuell laufenden bundesweiten Landfrauenstudie, die das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume (Universität Göttingen) und dem Deutschen LandFrauenverband durchführt.

Der Workshop in Ingelheim am 06.02.2020 war einer von 12 regionalen Veranstaltungen mit Frauen, die mit unterschiedlichsten Aufgaben den Alltag auf landwirtschaftlichen Betrieben prägen. Bundesweit finden in diesem Rahmen aktuell weitere Workshops sowie zahlreiche Einzelinterviews statt. Deren Ergebnisse fließen in eine groß angelegte schriftliche Befragung ein, welche noch dieses Jahr starten wird. Das Projekt wird gemeinsam vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und der Georg-August-Universität Göttingen, Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume, in Kooperation mit dem Deutschen LandFrauenverband (dlv) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durchgeführt.

Viele Themen bewegen die Teilnehmerinnen aktuell: Die Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland und damit einhergehend die Frage, wer ihren Hof einmal übernehmen wird, die Erwartungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft sowie die hohe Arbeitsbelastung auf den Betrieben aber auch die Sorge über eine existenzsichernde Versorgung im Alter. In der Diskussion mit Bundesministerin Klöckner wird deutlich, dass die Sorgen der Frauen in Rheinhessen auch deutschlandweit gelten. Sie wünschen sich besonders, dass ihre bedeutende Rolle auf den landwirtschaftlichen Betrieben sichtbarer wird und durch eine besser auf ihre spezifischen Anliegen ausgerichtete Agrarpolitik mehr Wertschätzung erfährt. Weitere Informationen zum Projekt befinden sich auf der Internetseite des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft.

Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft

22.01.2019

Das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und die Universität Göttingen starten eine deutschlandweite quantitative und qualitative Untersuchung zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Strahlende Gesichter in Berlin: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert eine Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Im Rahmen der Grünen Woche übergab Ministerin Julia Klöckner am 22. Januar 2019 die Förderbescheide an Prof. Dr. Claudia Neu von der Universität Göttingen, Dir. u. Prof. Dr. Hiltrud Nieberg vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und an Brigitte Scherb vom Landfrauenverband, die die Studie initiiert hat.

In der Studie wird zum einen untersucht, wie sich die Lebens- und Arbeitssituation der Frauen in Betrieb, Familie und außerhalb des Betriebes darstellt, wie sich Erwerbssituation und Erwerbskonstellationen sowie Partnerschafts- und Generationenarrangements verändern und wie zufrieden die Frauen auf den Höfen sind. Zum anderen wird betrachtet, wie die Transformation in der Landwirtschaft und der Gesellschaft das Leben der Frauen auf den Betrieben in ländlichen Regionen verändert. Hier geht es um einen differenzierten Blick auf Herausforderungen und Belastungen, auch in Bezug auf die soziale Absicherung.

Die „Landfrauen-Studie“ wird sich auf selbständige Landwirtinnen, Betriebsleiterinnen, weibliche Altenteiler, weibliche mithelfende Familienangehörige und Partnerinnen von Landwirten mit und ohne außerlandwirtschaftliche Tätigkeit konzentrieren. In einer ergänzenden Untersuchung werden vertieft die Lebens- und Zukunftsperspektiven von jungen Frauen in der Landwirtschaft analysiert. Der Landfrauenverband unterstützt das Vorhaben aktiv durch die Vor-Ort-Organisation der Workshops, die Gewinnung von Interviewpartnerinnen und die gemeinsame Reflexion der Ergebnisse.

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